Blog

von dgibisch 06 Sept., 2023
Wenn ein Test krank macht
von dgibisch 29 Apr., 2023
Aggressionen haben viele Gesichter
von MG 02 März, 2023
Man sollte erkennen, wann alte Zöpfe abgeschnitten werden müssen. Traditionen sind gut, sollten aber kontinuierlich einer Überprüfung stand halten.
von dgibisch 24 Feb., 2023
Wenn Hundebesitzer durch aversive Erziehungsmethoden zum Täter werden
von mg 13 Juli, 2022
Man kann nicht alles auf die Gene schieben Ich möchte diesmal gestresste Hundeeltern dazu animieren, sich Gedanken über das gezeigte Verhalten ihres Hundes zu machen. Weil.....man kann nicht jedes Verhalten einfach auf dessen Gene schieben. Es ist eher so, dass ein bedingtes Verhalten (Hundetypisch), zwar mit genetischen Grundlagen zusammenhängt, aber anderseits nicht alles zwingend weiter vererbt werden muss. Oft liegt es ja einfach daran, dass man als Hundehalter unerwünschtes Verhalten unterstützt, eingeschlichenes zu lange toleriert (duldet) und es so , wenn auch unabsichtlich, fördert . Es ist wie bei allem was wir tun immer leicht eine Veranlagung als Selbstläufer zu fördern. Dagegen aufwändig,.es auszuschleichen. Es braucht viel Zeit, kraftraubende und tragfähige Strategien, um solches wieder zu ändern. Einmal gelernt ist halt eben gelernt. Aber sich in das Unabänderliche einzufügen wäre zweifelsfrei das schlechteste Mittel aller Möglichkeiten. Entscheidet die Rasse über Wohl und Wehe? Unterscheiden sich die Vielzahl von Rassen eigentlich wirklich so stark voneinander wie wir das immer glauben? In Abwandlung auf diese Frage von Richard David Precht hätte ich eine philosophische Antwort dazu. „Wer bin ich - und wenn ja, was für eine Rasse?“ Die FCI (Federation Cynologique Internationale) beschreibt in ihrer Rassenomenklatur zurzeit über 360 Rassen. Dabei sind viele Hunde der sogenannten Natur oder urtümlich beschriebenen Rassen noch nicht mit eingerechnet. Auch viele Viele Hirtenhunde wie z,B. der aus Griechenland stammende Hellenikos Poimenikos oder der in Rumänien beheimatete Ciobănesc Românesc Carpatin gelten dort nicht als Mischlinge. Neben den standardisierten Rassen drängen auch immer mehr sogenannte „Designerhunde“ auf den Markt. Zwischen Cockapoos, Labradoodles Goldenpoodles oder Sprocker gibt es heutzutage fast nichts mehr, was man auf dem Markt der Eitelkeiten kaufen kann. Ich traue mich fast gar nicht, diesen Hunden das Stigma eines Mischlingshundes aufzudrücken. Verwechselst du heute einen Goldenpoodle mit einem Mischling, weißt du gleich woher der Wind weht. Und wenn wir schon mal dabei sind, auch die unzählige Kuriositäten und Diversitäten die wir aus ganz Süd- und Osteuropa importieren sind nicht immer nur Mischlinge. Sehr oft stammen diese von Hirten die ihre Hunde auf Gebrauchsfähigkeit selektieren und züchten. Und nur, weil Menschen dazu neigen, jedem und allem einen Stempel aufzudrücken, gehört doch jeder Einzelne davon in erster Linie zu der Ordnung der Raubtiere und danach zu der Unterordnung der Hundeartigen und erst danach in die Familie der Hunde. Ach wie gut, dass niemand weiß… Rein biologisch gesehen, dürfte man bei den heutigen Züchtungen eigentlich gar nicht von einer eigenen Rasse sprechen. Auch wenn mittlerweile jeder Hund sein eigenes phänotypisches (sichtbare Eigenschaften) Mäntelchen umgehängt bekommen hat, definiert sich jeder einzelne davon trotzdem nur über seine Art. Ich besitze seit Jahrzehnten ausschließlich Hunde der selben Rasse und kann bestätigen, dass kein einziger von meiner Rasselbande dem klassisch vorgegebenen Wesensstandart seiner angedachten Rasse gleicht. Auch ist keine meiner Damen automatisch „well to please“ auf die Welt gekommen nur weil deren Rassebeschreibung es so vorgibt. Ob diese Apportierhunde mit ihren gezüchteten Anlagen daher als Familienhund auch immer nur Freude machen, sei anheim gestellt. Ja es stimmt -sie wollten gefallen- ob sie diese Veranlagungen aber nur für sich oder wirklich nur für mich ausleben, sei dahingestellt. „Gelernt oder Angeboren?“ Mit der vergleichenden Verhaltensforschung von Hunden haben sich schon viele Gelehrte den Kopf zerbrochen. Dabei ist immer nur die Frage, wer über was geforscht und gefunden hat. Das gewonnene Wissen wird immer nur eine Introspektion (Selbstbeobachtung) eines Verhaltens darstellen und bleibt somit ein theoretischer Ansatz. Nachfolgend habe ich dazu einige diverse Begriffe zu verschiedenen Lehrmeinungen zusammengetragen. Es ist daher für Hundebesitzer wirklich sehr interessant zu hinterfragen, ob jetzt der eigene Hund nur durch sein typisches Verhalten oder letztlich doch nur über seine Erfahrung und seine Umwelt geprägt wurde. Nativismus In der Psychologie streitet man sich bis heute darüber, ob der Nativismus nur eine Theorie darstellt, welcher besagt, dass jede natürliche Begabung von Geburt im Gehirn verankert ist oder ob nur vermutet wird, dass jedes Lebewesen als „tabula rasa“, also als unbeschriebenes Blatt, auf unsere Welt kommt. Behaviorismus Hierbei spricht Noam Chomsky davon, dass jedes Säugetier mit einer Reihe von Fähigkeiten auf die Welt kommt, welches es befähigt, andere Fähigkeiten zu erlernen. Charles Darwin spricht davon, dass Verhaltensweisen durch die Evolution entstanden und durch Vererbung weiter gegeben wird. Dabei geht man davon aus, dass jedes Verhalten immer auf einen Reiz hin erfolgt oder wenigstens davon beeinflusst wird. Und weil es auf jeden Reiz auch eine Antwort geben muss, spricht der gemeine Hundetrainer gerne und viel über klassische oder operante Konditionierung. Instinkt Auch zu diesem Thema gibt es viele Theorien und verschiedene Meinungen. Ich möchte dazu nur den Verhaltensforscher Konrad Lorenz zitieren „Instinkt ist ein Verhalten, welches vom Jungtier nicht erst gelernt werden muss“. Er beschreibt den Instinkt als einen Mechanismus zur Verhaltenssteuerung welcher wiederum nur über einen Schlüsselreiz funktioniert. Er wird nur aktiviert, wenn er über das zentrale Nervensystem (ZNS) motiviert wird. So kann ein Instinkt auch nur über eine vorherige Erfahrung angesprochen werden und findet auch nur innerhalb einer Art und ohne vorheriges Lernen statt. Triebe Nach Sigmund Freud besteht ein Trieb darin, innere Spannungszustände nach außen weiter zu leiten, um diese befriedigen zu können. Der Psychoanalytiker Mark Solms postuliert auch folgendes dazu: „Ein Trieb wird erst zu einem Trieb, wenn ein Bedürfnis vorliegt. Man kann davon ausgehen, dass Instinkte und Triebe in Korrelation zueinander stehen und sich gegenseitig beeinflussen. Es kommt somit zu einer wechselseitigen Beziehung. So kann ein Trieb nur stattfinden, wenn er über einen Affekt, einen Impuls, einer Appetenz (Bedürfnis) oder die Lust angesprochen wird. Kein einziges Verhalten ist für sich isoliert, sondern ist kausal mit der Motivation und der eigenen Persönlichkeit gekoppelt. Meine Überzeugung Es gibt meiner persönlichen Meinung nach nur zwei große Triebe die auch wirklich evaluiert worden sind. Der erste ist der, der Selbsterhaltung und der zweite ist der der Arterhaltung. Beide sind dominant und fördern resp. bremsen dabei andere Trieb- und Instinktanlagen. Sie bestimmen dabei niemals ein Wesen oder den Charakter eines Tieres. Verhalten Erst kommt das Fressen und erst danach die Moral Der Behaviorismuss konnte nachweisen, dass viele Verhaltensweisen eher erlernt als angeboren sind. So weiß man, dass bei allen komplexen Verhaltensweisen ererbte und erlernte Faktoren zusammenwirken. (Stangl, 2022). Hierbei spricht man von sogenannten Basistrieben welche die Grundbedürfnisse jedes Lebewesen befriedigen. Die sogenannten angeborenen Triebe lassen sich daher nur auf den Drang der Selbsterhaltung und auf den Drang der eigenen Arterhaltung begrenzen. Sigmund Freud spricht dabei von dem sogenanntem „Es“ und so werden sich Triebe und Gene immer der Umwelt anpassen und sind daher modulierbar. Sie können sich gegenseitig positiv beeinflussen oder im anderen Fall sogar in Konkurrenz zueinander stehen. Typisch Rasse, typisch Mischling Einfluss auf das Verhalten Man kann nicht automatisch davon ausgehen, dass jeder Welpe sein weiteres Leben mit einer sozialen „Stigmatisierung“ zu kämpfen hat, nur weil sein phänotypisches Erscheinungsbild oder seine Herkunft das vorgaukelt. Trotzdem verknüpfen viele Hundekäufer das Erscheinungsbild ihres Lieblings auch automatisch mit dessen genotypischen Anlagen. Das, was man gemeinhin als typisch annimmt, gleicht in Wirklichkeit einer Wundertüte. Ja, das Leben ist kein Schlutzer. Das Verhalten eines Hundes ist weit mehr als nur das genetische Erbe seiner Eltern. Vom Rüden bleibt meistens eh nur sein guter Ruf und eine Staubwolke übrig welche er nach der Zeugung hinterlassen hat. Dieses Schicksal vereint Hundewelpen der ganzen Welt gleichermaßen. Natürlich darf man das Erbe einer züchterisch spezifisch gewollten Rasse und deren Veranlagungen nicht negieren. Trotzdem sollte man mittlerweile verstanden haben, dass eine Persönlichkeit nur sekundär über Zucht, sondern primär über Umwelterfahrung und Erlerntem über Jahre hinaus geprägt wird. Das Wesen eines Hundes über Zucht zu beeinflussen wäre nahezu unmöglich. "Der Rassebegriff ist nichts anderes als ein gedankliches Konstrukt des Menschen" Annegret Faber Juni 2020, MDR Veranlagung - Umwelteinfluss - Besitzer Jeder Hund, ob Rasse oder „Divers“, kommt mit seinen eigenen epigenetischen Informationen auf diese Welt. Diese kontrollieren und bestimmen schon die Entwicklung und Wachstum von Embryonen im Mutterleib. Sie modellieren durch Umwelteinflüsse wie Stress, traumatische Erlebnisse, Krankheiten oder mangelnde Ernährung und prägen so die gewollten gezüchteten Anlagen jegliches Hundes in erheblichem Maße mit. Solche Informationen können bis in die nächste und übernächste Generation weiter vererbt werden. Weil ich vorher schon mal die Rüden mit „ich bin dann mal weg“ brüskiert habe! Diese können zwar ihre epigenetische Informationen (Entwicklung eines Lebewesens) an die Welpen weiter geben. Weil sie aber so gut wie nie an der Aufzucht ihrer Nachkommen beteiligt sind, werden viele Charakterwesenszüge der Welpen von der Hündin und von der Umwelt geprägt. Zum Thema (Genetik und Epigenetik) äussert sich Professor Tosso Leeb, Direktor der Genetikabteilung der Vetsuisse der Uni Bern wie folgt:„Wie bei vielen anderen Merkmalen wird das Verhalten eines Hundes sowohl durch Genetik und die Umwelt gesteuert“. Soweit besteht Einigkeit in der Fachwelt. Wie hoch allerdings der jeweilige Anteil von Genetik bzw. Umwelt für die Ausprägung des Verhaltens sei, sei heute noch nicht so klar und werde lebhaft diskutiert. (Nature or nurture) Eine züchterisch gewollte Veranlagung ist daher nichts anderes, als der Versuch einer gezielten Selektion von mehr oder weniger ausgeprägten Trieben oder Veranlagungen.Laut Biologe Udo Gansloßer erkennt man das Wesen eines Rassehundes trotz durchgeführten Verhaltensprüfung bei jungen Hunden manchmal erst nach ein bis zwei Jahren. Beeinflusst und verfälscht wird das Ergebnis zudem auch durch dessen momentane Umwelt und von auslösenden Stressfaktoren. Also kann man als Käufer nur die theoretischen Anlagen eines Rassehundes vermuten und hoffen, dass man sich keine Wundertüte mit mit nach Hause genommen hat. Besitzer sollten daher früh anfangen, die gezeigten Anlagen zu erkennen, diese zu fördern oder im anderen Falle solche frühzeitig auszubremsen. Hunde sind leider alle opportunistisch veranlagt und daher sollte eine Erziehung nie nach dem Prinzip des geringsten Widerstandes stattfinden. Auf der anderen Seite sollten erzieherische Maßnahmen aber auch nie einem kollektiven Gruppenzwang (Hundeschule) unterworfen sein. Und wer spricht über mich? Es gibt Menschen, die würden sich immer für einen Hund aus dem Tierheim oder aus dem Ausland und gegen eine gezüchtete Rasse entscheiden. Über deren Motivation welche sich dahinter versteckt, sollte und darf weder diskutiert noch spekuliert werden. Und doch, obwohl es ja eigentlich egal wäre, interessiert man sich doch irgendwie immer auch für dessen Ahnengalerie. Spätestens dann wird dessen Verhalten, seine Körpergröße, seine Fellfarbe, die Form seiner Ohren oder seine Rutenstellung mit einem Rassehund verglichen. Manche gehen dabei sogar so weit, sich einen Gentest zu kaufen, nur um die Vorfahren ihres windhundgedackelten Pudelmopses zu entschlüsseln. Die Frage dabei ist doch nur, ob sich dabei der Hundebesitzer oder das Labor einen Nutzen davon verspricht? Und was passiert? So wird dieser Mischling sofort wieder in eine Schublade gesteckt um ihn an irgendeiner nebulösen Rasse festzuzurren. Schon ist man dabei in die die gleiche Falle wie die der Rassefetischisten gestolpert, welche gerne eine gewisse Erwartungshaltung an ihren Hund voraussetzen. Wir erinnern uns, das Verhalten eines Hundes ist weit mehr als nur das Erbe seiner Ahnen. Besitzer von adoptierten Hunden sollten sich aber weniger für dessen Genetik sondern mehr für das Prinzip von Ursache und Wirkung interessieren. Es heißt zu verstehen, dass sein momentanes Ich lernen muss, sich von alten gelernten Reiz-Reaktionsmustern zu lösen. Weil jegliche Verhaltensweise in der Gegenwart die Vergangenheit mit bestimmt, wäre es für den „Erziehungsberechtigten“ enorm wichtig, den Erfahrungsschatz seines Hundes mit neuen positiven Ereignissen zu verknüpfend und behutsam beginnen, alte Erwartungshaltungen auszuschleichen. Der Casus knacksus dabei, auch sie sind, wie schon vorher erwähnt, Opportunisten. Sie haben Pokerfacegesichter, beherrschen die Mimikry (rapid facial Mimikry) und werden daher ihr gelerntes Repertoire anfänglich nicht komplett auf den Tisch legen. Leider wird dieses Verhalten zu oft negiert und darauf spekuliert „das gibt sich schon im Laufe der Zeit“. Oder man beginnt dessen Verhalten mit obskuren Erziehungsmethoden umzumodeln. Über die Kuriositäten diverser Erziehungsstrategien von adoptierten Hunden habe ich schon öfters in meinem Blog hingewiesen. Bei Adoptionen wird es immer eine Geschichte hinter der Geschichte geben. Das positive aber dabei, angeborene Verhaltensweisen, ja selbst Gene, sind nicht in Stein gemeißelt. Vererbungsketten sind nicht endlos und lassen sich durch fundierte Erziehung, durch Zeit und durch noch mehr Zeit aufbrechen. Jedes Verhalten eines Hundes spiegelt immer seine genetische Disposition, seine erlernte Erfahrung und seine momentane Emotions- und Motivationslage wieder. Für das schnelle Vergnügen ist Hundeerziehung einfach nicht gemacht. Eine philosophische Betrachtung Jeder Hund hat seine eigene ganz private Biografie und ein Irrtum wäre es zu glauben, dass diese nur aus weißen Blättern bestünde. Der Philosoph John Locke (1632-1704) ging davon aus, das jeder als Tabula rasa, also als unbeschriebenes Blatt zur Welt kommt (nature-nurture). Kognitionswissenschaftler wie z.B. Konrad Lorenz belegten aber, dass jedes geborene Tier mit seinen eigenen Persönlichkeitsmerkmalen und eben nicht als weißes Blatt zur Welt kommt. Der Unterschied besteht nur darin, dass bei der einen Biografie eben mehr und bei der anderen dafür weniger Seiten beschrieben wurden. Es ist ganz einfach so, dein Hund hat dir sein Leben in deine Hand gegeben. Lies seine Biografie und schreibe sie weiter. Bleibt mir gewogen Manfred Gibisch
15 Mai, 2022
Schwieriger Hund Mein Hund heißt Janus Wenn du vielleicht schon mal irgendwo ein Bild oder eine Münze gesehen hast auf dem ein Gesicht mit zwei Köpfen dargestellt wurde, dann war das ganz sicherlich der Janus. Janus wird in der römischen Mythologie als Licht- und Sonnengott, Gott des Anfangs und des Endes und als Gott der Ein- und Ausgänge aller Türen und Tore beschrieben. Angeblich sei er sogar der älteste Gott in der Geschichte und wird immer zweigesichtig, als der Zweiköpfige oder als doppelköpfig dargestellt. Leider wird er in unserer heutigen Zeit oft und gerne als Synonym für Menschen mit dem „zweiten Gesicht“ bezeichnet, gelten als wenig berechenbar und so als janusköpfig. Diesen Makel, welcher ihn da fälschlicherweise anhaftet, hat er wirklich nicht verdient. Wenn wir im Alltag unser „Geschwätz“ von gestern aus unserem Gedächtnis streichen, gelten wir nicht automatisch als Janus oder gar als der mit den zwei Gesichtern. Gedankenprozesse dienen auch dazu, sich rückwärtig an neue Ansichten anzupassen. Unser Wissen ist doch nicht fest zementiert wie ein Grabstein auf dem Friedhof. Unsere grauen Zellen müssen benutzt werden, damit sie flexibel bleiben. Nur so können wir schnell auf neue Umweltbedingungen reagieren und darauf agieren. Nur Dogmatiker und Sturköpfe sind unflexibel und verharren im Netz ihrer eigenen Denkstarre. Der schwierige Hund Denken ohne Gehirn Sogar Einzeller besitzen eine „Intelligenz“, reagieren permanent auf ihre Umwelt und können so Probleme lösen. Jede Lösung von heute muss morgen neu umgedacht werden. Ob und wie ein Gehirn auf diese Umweltreize reagiert, bestimmt seine kognitive Flexibilität. Jede Reaktion kann von Situation zu Situation unterschiedlich ausfallen. Wissen, Erfahrung, gute oder schlechte Laune, Angst, Furcht und auch körperliche Behinderungen oder Krankheiten tragen dazu bei. Exekutive Funktionen dienen der Selbstregulierung des eigenen Verhaltens auf eine Problemsituation und werden selten bewusst wahrgenommen. Oft wird dieses Verhalten auch von vorausgeschehenen Ereignissen gesteuert. Ob und wie sich eine Reakton darstellt ist also immer Variabel und hat deshalb überhaupt nichts mit einem Janusgesicht zu tun. Der schwierige Hund Seine Denkstarre Unseren Hunden geht es dabei keineswegs anders. Sie möchten, wie wir auch, in der Regel nichts anderes als ihre eigene Unversehrtheit behalten und werden diese im Zweifel auch verteidigen. Nur, weil sie nie lernen durften, dass sich auch alternatives Verhalten rentieren kann, darf man deshalb nicht automatisch von schwierigen Hunden sprechen. Das ist weder genetisch veranlagt noch ist es vererbt, sondern ist oft ganz klassisch konditioniert(1) worden. Abstraktes Denken, also ein losgelöster Denkprozess von komplexen Problemlösungen findet bei Hunden wenig bis gar nicht statt. Bleibt letztlich die Frage zu klären, ob tatsächlich unsere Hunde immer schwieriger werden oder ob die allgemeine Bewusstseinslage unserer heutigen Gesellschaft keine Freiräume für Individualisten akzeptieren oder bereit halten kann. So wird eine mangelnde oder fehlende erzieherische Einflussnahme auf den Hund auch immer nur von außen entsprechend bewertet und leider gerne auch von Dritten unsachlich kommentiert. Bei der klassischen Konditionierung lernt der Hund eine bestimmte Reaktion auf einen gewissen Reiz. Dazu wird der zuvor noch neutrale Reiz mit einem Reiz, der die konditionierte Reaktion auslöst, kombiniert (Pawlow 1849 – 19369) Der schwierige Hund als „Sodahund“ Früher war einfach früher und so durften manche Hunde ihr Dasein irgendwo in Bullerbü auf einem Bauernhof fristen. Andere dienten als Hütehund, als Jagd- oder als Wachhund und galten daher als sogenannter Gebrauchshund. Nur wenige fanden seinerzeit den Weg in die urbane Welt einer Stadt. Und weil man natürlich immer einen Deckel zum passenden Topf finden muss, nannte man diese neue „Spezies“ jetzt Familienhund. Letzterer lebte ab sofort innerhalb einer Familie und erzieherische Maßnahmen gab es dabei so gut wie gar keine. Sie waren halt einfach „Nur so da“ und -man verzeihe mir diese Anmaßung- vielleicht dumm, dafür aber glücklich. Wenn überhaupt, dann fanden erzieherische Maßnahmen meist nur von selbst ernannten Sportlern auf diversen Hundesportplätzen statt. Etwas salopp und vorsichtig gesprochen, dienten solche „Benimmschulen“ um die Jahrhundertwende eher dazu Hunde abzurichten als denn zu erziehen. Erziehung war primär mit Dressur gleich zu setzen und galt nur dann als persönlicher Erfolg, wenn sich ein Hund als willfähriger Dienstleister darstellen konnte. Wenn man aber seine rosarote Brille mal abnimmt und über seinenTellerrand schaut, wird man sehen, dass diese Dunkelwelt des Kadavergehorsams seit heute nicht viel heller geworden ist. Mit Pädagogik im Sinne einer Einflussnahme auf die soziale Entwicklung eines Hundes hat das leider nichts zu tun. Wenn Hundetrainer heute noch immer im Irrglauben leben, mit einer Strategie der Einschüchterung nur so sein eigenes Ordnungssystem aufrecht zu erhalten, hat er nichts gelernt. Ich meine den Begriff des Dogmatismus schon mal erwähnt zu haben. Schwieriger Hund die Definition Viele meiner Kunden hatten mit ihren Hunden im Vorfeld schon bereits diverse Kurse in Hundeschulen besucht. Kurios dabei, dass im Stresstest kein Besitzer das bereits Gelernte von seinem Hund abfordern konnte. Ich bin natürlich schon davon überzeugt, dass bei jedem Hund, nachdem er viele Übungsstunden im Kreis herumkonditioniert wurde, auch etwas am sogenanntem Grundgehorsam hängen geblieben sein muss. Ja, das Leben ist kein Wunschkonzert und wer dabei schon mal den „Stinkefinger“ seines Hundes gezeigt bekam, versteht was ich meine. Daran erkennt man ihn aber leider auch nicht, den sogenannten „schwierigen Hund“. Einen „schwierigen Hund“ erkennt man daran, wenn dieser Unfähig ist, sich gegenüber seiner momentanen Umwelt als Sozialkompetent darzustellen. Ich kann deshalb davon ausgehen, dass sich so ein Hund noch nie am Tun seiner Bezugsperson orientieren musste. Eine stabile Bindung kann nie innerhalb eines Vacuums von Hundeplätzen sondern ausschließlich innerhalb der Familie „Peergroup“ statt finden. Nicht jeder Hund ist automatisch sozial, nur weil er gelernt hat, sich auf Kommando auf seinen Arsch zu setzen. Eine gelernte Zirkusnummer ist bestimmt sehr nett, hat aber weder etwas mit Erziehung noch mit Sozialisierung zu tun. Schwieriger Hund Sein Wesen Jeder Hund zeigt, ich wiederhole mich dabei, nichts anderes als ein adäquates Verhalten auf seine momentane Umwelt. Jeder einzelne wird dabei eine andere Strategie wählen, um so zu versuchen, sein eigenes Ordnungsystem und nicht das seines Besitzers aufrecht zu halten. Seine Umwelt sitzt ja jetzt nicht einfach nur so im Liegestuhl und schaukelt vor sich hin oder versteckt sich hinter einem Busch, nur weil du mit deinem Hund gerade des Weges daher trottest. Umwelt kommuniziert immer und wird dabei garantiert immer einen Dummen finden, der sich auf sie einlässt. Die Antwort deines Hundes darauf ist im Zweifel vielleicht etwas ganz anderes und vor allem vielleicht schneller als du es erwartet hättest. Du hast dabei meist keine Zeit mehr, mit ihm über Richtig oder Falsch zu diskutieren oder wer von euch beiden die weitere Richtung vorgibt. Schwieriger Hund Konsequenz der Erziehung So fern du als Hundehalter mit einer evtl. Begleithundeprüfung liebäugelst, kommst du automatisch nicht vorbei, dich mit einem Nachweis der Sachkunde auseinander zu setzen. Unter anderem wird dein Wissen dabei auch nach der richtigen Erziehungsstrategie eines Hundes hinterfragt. Unter dieser Frage musst du aus vier verschiedenen vorgegebenen Antworten eine richtige Antwort ankreuzen. Ich kann es vorausschicken, die richtige Antwort darauf wäre die der Konsequenz. Natürlich ist eine konsequente Erziehung immer wichtig, dient aber primär nur als ein Hilfsmittel für diverse Erziehungsmethoden und ist somit im eigentlichen Sinne gar keine eigene Erziehung. Entschlossenheit und Unbeirrbarkeit, so die Definition von Konsequenz, kann dabei sehr schnell in die falsche Richtung abgleiten. Um konsequent zu sein, muss man sich in die Lage versetzen können, seine Konsequenz gegenüber einem Dritten nachvollziehbar zu vermitteln. Konsequenz ist also nicht der goldene Schlüssel zu einer guten Erziehung. Man muss sie auch manchmal über Bord werfen können, sein eigenes Tun hinterfragen um so das eigentliche Ziel zu erreichen. Ofmals bleibt man zu leicht in seinem eigenen Korsett der Unbeirrbarkeit hängen und merkt selber nicht mehr, wie die angedachte Konsequenz wie Rauch im Wind von dannen weht. Konfuzius sagt: „Wenn du auf deinem Weg das Ziel nicht findest, suche dir einen anderen Weg.“ Schwieriger Hund sein Selbstbild Es sind oft fehlende Grenzen und eine fehlende Ordnung an denen sich ein Hund innerhalb seiner sozialen Umgebung orientieren kann. Das sind jetzt keine neuen Erklärungsansätze, sondern sind in erster Linie nur ein hausgemachtes Symptom einer gestörten Beziehung zwischen zwei unterschiedlichen Partnern. Ein so genannter schwieriger Hund, wird erst daurch auffällig, wenn er wenig bis gar keine Resilienz gegenüber seine Umwelt entwickeln konnte und nur einem Impuls folgend nachhechelt. Damit ein Hund überhaupt über ein realistisches Selbstbild verfügen kann, benötigt er innerhalb seiner Familie eine stabile und soziale Bindung. Und damit keine Verwechslung entsteht, eine Resilienz hängt nicht nur alleine von den Genen ab, sondern es spricht viel dafür, dass eine Resilienz auch vom Wachstum der Gehirnnerven beeinflusst wird. Auch potentieller Stress oder traumatische Ereignisse schwächen sie. Je flexibler und plastischer ein Gehirn denken kann, desto besser kann es Ereignisse einschätzen, richtig handeln um so zu erkennen dass sich dadurch etwas verändert. Leider dürfen viele unserer Hunde nicht lernen, dass sich durch ihr Handeln auch etwas positiv verändern kann. Ich meine dabei aber keineswegs, dass sich durch seine Intension ein Briefträger erfolgreich verjagen lässt. „Learning by doing“ ist hierbei nicht zielführend, wird vom Hund perse aber trotzdem konsequent eingesetzt. Blöd nur, wenn der Postmann zweimal klingelt. „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun,um dann ein anderes Ergebnis zu erwarten“ (Albert Einstein) Schwieriger Hund Erziehungsstrategien Ich möchte dabei noch einige humanistische Erziehungsstile vorstellen und wieweit diese pädagogischen Ansätze und deren moralische Auswirkungen für unsere Hundeerziehung von Relevanz wären. Autoritär Die Entscheidungen treffen die Eltern Hierbei gilt die Bestrafung als probates Mittel Autoritativ Die Autonomie des Kindes berücksichtigt den Willen des Kindes. Entscheidungen werden diskutiert. Entscheidungen treffen aber die Eltern. Hohes Maß an emotionaler Wärme und trotzdem Akzeptanz von Macht. Liebevolle Hinwendung und Machtanspruch unter Anwendung von Regeln. Permissiv Die Autonomie des Kindes wird gefördert, berücksichtigt und akzeptiert. Eltern sind dabei liebevoll besorgt, unterstützen es aber nicht aktiv. Paternalismus Die Gemeinschaft soll ihre Mitglieder in ihrer Kindheit und frühen Jugend zu vernünftigem Verhalten erziehen und Gefahr von ihr abzuwenden, anstatt sie im Erwachsenenalter zu bevormunden. Mit sanftem Zwang ins Glück. Auch neben weiteren vielen anderen Erziehungsstilen, autokratisch, demokratisch, egalitär, laissez fair Stil oder negierend wirst du keine Legimität einer richtigen pädagogischen Eingriffes finden. Schwieriger Hund der richtige Weg? Jeder dieser Erziehungsstile hat für sich alleine keinen Anspruch auf Richtigkeit. Keiner der einzelnen Stile kann uns bei der Erziehung unserer Kinder noch bei unserem Hund alleine weiterhelfen. Wie sagte schon 1937 der Herr Schöller zum Kind? „Du musst dich entscheiden. „Entweder das Zehnerle oder das Eis. Alles gleichzeitig gibt es nicht“. Bei meinen eigenen Hunden favorisiere ich dabei ganz klar die Mischung aus autoritativer und paternalistischer Erziehung. Beide sind aber für sich alleine genommen weder Erziehungsmethoden noch legimitieren sie eine eigene Erziehungsphilosophie. Ich meine aber, dass sich beide zusammen vortrefflich eignen, einen Hund in die richtige Spur zu führen. Aber wie gesagt, dass ist nur meine persönliche Entscheidung. Es wird natürlich auch immer Menschen geben, die immer wissen, warum der andere gerade etwas falsch gemacht hat und wie sie das besser lösen würden. Wir, also ich und meine Hunde, kommen gut damit zurecht. Man sagt ja „das Mittel heilt die Krankheit“ aber man sollte immer beachten, dass dieses Mittel dabei nie als Selbstzweck dienen darf. Resumé Jeder von uns kennt diese Phrasen „Das Problem hängt immer am Ende der Leine“ oder „Der Fisch beginnt immer vom Kopf an zu stinken“. Jeder kennt sie, jeder nutzt sie und trotzdem löst keines davon dein Problem und schon gar nicht das deines Hundes. Es hilft dir halt wirklich nicht weiter viel gute Ratschläge zu erhalten, wenn du danach wieder alleine mit deinem Problem da stehst. Manfred Gibisch Hundeschule ALMhund
von Manfred Gibisch 15 Mai, 2022
Impuls oder nur ein Reflex?
von PAR004_DF 05 Nov., 2021
Endlich erfolglos lernen Terra incognita oder Wenn es dunkel wird im Oberstübchen Mit diesem Blog „Terra incognita“ beginne ich mit dem ersten von insgesamt zwei neuen Artikeln. In beiden versuche ich darin, das Lernen über Erziehungsratgebern und gerade auch aktuell den Erfolg von sogenannten Hundebegleit- oder Hundeführerscheinen als Absurdum zu führen. Den Titel „Terra incognita“ habe ich gewählt als es auch als Synonym für ein unbekanntes als auch für ein noch nicht betretenes Territorium steht. Teil 1 Ratgeber und Ratsuchende Die Ratgeberindustrie wächst rasant, Tendenz steigend . Hilfe für Hilflose sind mittlerweile in jeder Nische zu finden. Dieser Markt wird massiv beworben und belegt mit ca. 14% den Platz drei im Ranking aller deutschen Neuerscheinungen. Nicht mit eingerechnet sind diverse Ratgeber in Illustrierten, Magazinen, TV Serien, You-Tube, Facebook oder in ähnlichen Formaten. Aus einem Gesamtumsatz des Handels von 9,13 Milliarden Euro fielen dabei stattliche 1,25 Milliarden Euro an Ratgeber. (Quelle: Domradio vom 17.10,2019) Inmitten der Volksfeste für Ratsuchende stehen gefühlt immer mehr Ratgeber für zwischenmenschliche Beziehungskisten in den Regalen der diversen Buchläden. Auf diesem Karussell der Probleme, das sich immer weiter und schneller zu drehen scheint, fahren auch immer mehr Mensch-Hunde Beziehungen mit. Sucht man auf einer x-beliebigen Suchmaschine nach „Erziehungsratgeber für Hunde“, erhält man innerhalb von 0,63 Sekunden ca. 200 000 Ergebnisse. Es geht dabei keineswegs um Qualität sondern ausschließlich um Quantität, um das Ranking und um Algorithmen. Man fragt sich unweigerlich, ob man wirklich für jeden Kack den ein Hund hinten raus drückt, einen Ratgeber benötigt. Erfolge dabei sind meines Erachtens eher als kritisch zu bewerten, weil beide Partner, in dem Falle also der Mensch und sein Hund, erst von einem Problem überzeugt werden müssen von dem sie bis dato gar nichts wussten. Erhaltungserwartungen werden sehr schnell getrübt, wenn sich der Erfolg binnen kurzer Zeit nicht einstellt. Ratgeber kennen weder den Käufer, noch dessen Umwelt, schon gar nicht seine Möglichkeiten und erst recht nicht dessen momentanen Umwelteinflüsse. Auch dessen Hund mit seinen genetischen Anlagen, seiner psychischen oder physischen Verfassung hat nie jemand gesehen. Man kann Probleme auch herbei reden Die Zielgruppe der Menschen mit Problemen sind die besten Käufer, die bis dato gar nicht erkannt hatten, dass sie seit Jahren ein Problem vor sich her geschoben haben. Ratgeber sind nicht automatisch effektiv, nur weil sie viel produzieren oder viel leisten. Den Leser nebenher zu unterhalten ist ein Teil des Ganzen.Viele haben etwas was ihnen fehlt, nämlich die Weit- und die Einsicht, dass sich weder Menschen noch ihre Hunde wie eine Dosenmilch homogenisieren lassen. Früher war ein Hund einfach nur introvertiert, heute hat er eine Sozialphobie. Früher war er extrovertiert, heute hat er gleich ADH oder ADHS. War er früher aufdringlich, ist er heute dominant und war er nur unsicher wird heutzutage über Aggressionen spekuliert, nur weil er sich einfach nicht von jedem anfassen lässt. Letztens kam mir eine junge Dame mit ihrem 6-jährigen Boxerrüden entgegen. Dieser kam sofort zur Sache und sprang mich direkt an. Kommentar der Besitzerin „Ja mei, der ist halt immer gleich so dominant“. Äh….“Der ist nicht dominant, der ist halt einfach ein Rüpel, aufdringlich und leider überhaupt nicht erzogen“. Woher stammt jetzt dieses Wissen dieser jungen Hundebesitzerin? Gelesen, Gesehen oder nur mal irgendwo Gehört? Aber anstatt ihr eigenes Fehlverhalten zu erkennen und an diesen Problem zu arbeiten, gibt sie das Problem letztlich nur an ihren Hund weiter. Wie hieß es in der Schule so gerne….Thema verfehlt, Note sechs. Früher gab es Wissen Das erste Buch über Kynologie kam 1910 auf den deutschen Markt. Rittmeister a.D. Max Emil Friedrich von Stephanitz beschrieb in seinem Leitfaden „Der deutsche Schäferhund als Diensthund“. Das war kein Ratgeber sondern ein Fachbuch. Wenn man noch weiter zurückgeht, fällt ein Buch auf, welches Jägern diente und über die Hasenjagd mit Hunden handelte. Das war bereits vor 426 Jahren unserer Zeitrechnung und geschrieben hat es der griechische Gelehrte, Politiker und Philosoph Xenophon. Auch das, kein Ratgeber, sondern auch ein Fachbuch. Heute gibt es Ratgeber Selbstmedikation ist nichts für Laien. Ehrlich, auch wenn man dass nicht so verstehen möchte, ein Ratgeber kennt keine Geschichte im Hintergrund. Es ist nichts als ein stochern im Nebel. Falsche Ratgeber können sehr schnell zu Silvesterraketen mutieren. Ohhh, Uiii, Ahhh, Schööön -und dann- wird es plötzlich wieder dunkel im Oberstübchen. Als Ergebnis fehlender Orientierung wird dann zwischendurch noch zur Fernbedienung gegriffen und schläfert so seine Gehirnzellen während einem 10 minütigen Videoglück über Hundeerziehung weiter ein. Während des dahindämmerns merkt niemand, dass über gestellte Momentaufnahmen keine Nachhaltigkeit vermittelt werden kann. Es reicht, wenn es gekauft wird! Wer das glaubt, glaubt auch, dass die „blaue Elise“ ein Ameisenbär ist. Übrigens, diese Sendung gefiel 91% der über 50 jährigen Nutzer. Fazit; Man muss halt nur die richtigen Fragen an die richtigen Nutzer stellen. Nur das ausschließliche Verstehen des gelesenen ist von dauerhaftem Nutzen und das nennt man von seither Lernen. Viele Ratgeber schreiben mir zu wenig über das eigentliche Verstehen einer Ursache und dafür zu viel über die Wirkung. Sachbuch, Fachbuch, Lehrbuch oder Ratgeber? Es reicht nicht, es nur zu kaufen E in Sachbuch ist wissensorientiert und soll primär einen privaten Nutzen haben. Sachliteratur richtet sich an Menschen, die sich über ein spezielles Thema informieren möchten, aber keine Fachleute in dem Gebiet sind. Darin wird Fachwissen so aufbereitet, dass es für den interessierten Laien verständlich und nachvollziehbar wird. Es dient der reinen Information über ein bestimmtes Thema, bei dem sich eigentlich nur Experten auskennen. Aber natürlich interessieren sich auch Menschen dafür, die keine entsprechende Ausbildung in diesem Bereich haben. Genau wie das Sachbuch ist das Fachbuch wissensorientiert - Es vermittelt also auch Wissen an den Leser. Fachbücher sind aber zudem noch handlungsorientiert, denn der Fachbuch-Kunde soll das Wissen nutzen, um bestimmte Handlungen durchführen zu können. Der wesentliche Unterschied zwischen einem Sachbuch und Fachbuch ist primär der berufliche Nutzwert von Letzterem. Es richtet sich also an Fachleute, die bereits Vorwissen zu dem behandelten Thema haben und weitere Informationen für ihre Berufspraxis benötigen. Sie lesen für ihre Weiterbildung Fachliteratur, die sich auf Experten-Niveau befindet und für Laien oft unverständlich ist. Dadurch lernt man neue Behandlungsmethoden kennen (wissensorientiert) und ist wegen ihres beruflichen Hintergrunds (beruflicher Nutzwert) in der Lage, diese am Kunden anzuwenden (handlungsorientiert). Lehrbücher lassen sich den Fachbüchern zuordnen, denn sie weisen deren Merkmale auf: Lehrbücher vermitteln Wissen (wissensorientiert), das für die Ausübung von bestimmten Aufgaben (handlungsorientiert) in der Ausbildung oder Studium notwendig ist. Ratgeber vereinen sowohl Merkmale von Fachliteratur, als auch von Sachliteratur, weil sie handlungs- oder nutzenorientiert sind und einen privaten Nutzen haben sollten. Ratgeber richten sich an Menschen, die zu einem konkreten Thema Rat bzw. Hilfestellung suchen. Die Krux dabei ist aber, dass ein guter Ratschlag vom Sender selten den richtigen Empfänger findet. Ratschlage können zudem keine offenen Fragen klären und bei einzelnen Problemen nachhaken. Viele dieser Experten lassen zu wenig Licht in´s Dunkle und setzen den Leser dabei nicht selten unter Druck. Die Käufer von Ratgebern suchen Orientierung und keine guten Tipps für die Instantsuppen. Sofort löslich, ohne Vorbereitung herzustellen und in kürzester Zeit zum Genuss inklusive Zucker und Milch bereit. Das neue Lernen heißt Verstehen Lernen sollte einen vor dem Kopf stoßen und das bisherige Denken nachhaltig verändern. Der Erfolgreiche wird das Problem verstehen, dann wird er es verstanden haben und dann kann er erfolgreich handeln. So kann er nämlich nicht das Symptom sondern die eigentliche Ursache kurieren. Das Ganze nennt man „Functional Safety“ oder einfacher gesagt "Fehler finden, Zusammenhänge verstehen und effizient handeln“. Es geht dabei um die Kausalität einer Verknüpfung mit ihrer Komplexität zwischen Ursache und Wirkung zu erkennen. Das Problem Das Problem bei den meisten Ratgebern besteht darin, dass man nicht die richtigen Fragen stellen kann und nur nach Antworten sucht. Das beste Patentrezept hilft nichts, wenn der Leser nur begrenztes (Vor)Wissen vorzuweisen hat. Auch auf der anderen Seite weiß natürlich auch der Autor nichts darüber, was weder Hund noch Besitzer für Möglichkeiten haben um so die richtigen Tipps zu vermitteln. Das führt dann bei beiden unweigerlich zu einer fatalen konzeptlosen Eigendynamik und gleichzeitig wieder auf den Boden der Tatsachen. Ende Teil 1 Schlusswort Ich habe in den letzten Jahrzehnten als Hundetrainer sehr viele Bücher über Kynologie (Lehre von Rassen, Verhalten, Erziehung, Zucht, Pflege und Krankheiten) gelesen. Alle zusammen, ich habe es mal kurz überflogen, sind es summa summarum an die 5800 Seiten. Was ich bis dato selber nie bemerkt hatte, ich besitze alles mögliche, nur keinen einzigen Ratgeber. Ich habe also nur Sach- bzw. Fachbücher mit denen ich mich neben vielen Seminaren weitergebildet habe und welche für mich persönlich auch einen echten Mehrwert darstellten. Unter allen meinen Büchern, habe ich natürlich auch ein sogenanntes Lieblingsbuch. Ohne den Titel diese Buches zu nennen, war ich etwas erstaunt, dass es neben guten Rezessionen leider auch wenige, die nicht gut so angekommen sind. Einige davon möchte ich als Kurzfassung zusammentragen. „Ausführliche Problembeschreibung, leider wenig konkrete Hilfe.Ich hab von dem Buch mehr erwartet und bin etwas enttäuschend darüber, dass so wenig Hilfestellungen gegeben werden. Stattdessen wird das Problem in unterschiedlichen Situationen ausführlich beschrieben, was einen die ganze Zeit auf mögliche Lösungsstrategien hoffen lässt. Leider gibt es nur einen wirklichen Tipp mit dem Hinweis, dass man aber eigentlich keine pauschalen Tipps geben kann, weil die Hunde-Mensch-Konstellationen so unterschiedlich sind…“ „ Hier wird gut beschrieben was und warum Leinenpöbler tun. Man lernt die Zusammenhänge zwischen Mensch, Ausstrahlung, innere Einstellung und Hund. Dadurch versteht man die Eigendynamik des Verhaltens sehr gut und kann auch etwas gegensteuern, wenn man sich selbst an die Nase fasst. Jedoch fehlen mir ein bisschen die konkreten Lösungsansätze, wenn man so einen Hund hat, oder trainieren möchte.“ „Klasse Buch, geschrieben in einem lockeren, verständlichen, aber durchaus wissenschaftlichen Stil. Ich habe schon viele Bücher über Hundeverhalten gelesen und dieses ist eines der Bücher, die ich gerne wieder in die Hand nehmen werde. Unabhängig von dem Thema Leinenaggression. Es werden viele Motive seitens des Hundes und des Menschen beschrieben, warum sich der eigene Hund so verhält wie er sich verhält. Trainingsansätze werden angerissen, aber es wird bewusst auf ein Schritt für Schritt-Programm verzichtet und dafür deutlich gemacht, dass das Thema viel zu vielschichtig ist, als dass es dafür EINEN oder DEN Weg gibt. Insgeheim hätte ich mir an manchen Stellen dennoch ein bisschen mehr Konkretes gewünscht, aber wenn es nicht das erste Buch zum Thema ist, kann man mit diesem Buch wunderbar arbeiten.“ „Ein humorvoll geschriebenes Buch das viele Aha Erlebnisse beschert. Ein Muss für jeden Hundemenschen. Leider der falsche Titel, da der nicht an Otto Normalo gerichtet ist. Ich empfehle es immer gern in meiner Huschu weiter.“ „Ein Buch!! Sonst nichts“ Resümee Gute Ratgeber müssen keine Lösungen parat haben. Sie sollten zuhören können, nachfragen und neue Perspektiven anbieten, ohne ihre Meinungen aufzudrängen. Der größte Risikofaktor in einem Ratgeber ist der Anwender
von Manfred Gibisch 02 Apr., 2021
Ignorieren, ist die dümmste Art nichts zu sagen
von Manfred Gibisch 22 Feb., 2021
Mein Hund sein Kopf kümmert sich nicht um sein Gen
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